artist in residence 2009

Kolja Lessing, Violine und Klavier

Kolja Lessing musizierte im Jahr 2009 als artist in residence der Villa Esche und der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V. in Chemnitz. Er ist einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit und hat als Geiger und Pianist durch seine Verbindung von interpretatorischer und wissenschaftlicher Arbeit dem Musikleben prägende Impulse verliehen. Grundgedanke seiner von Geschmack und tiefem Sachverstand geprägten Programmauswahl ist die Absicht, die Architektur der Villa Esche und ihre Verbindung mit der Geschichte der Stadt Chemnitz musikalisch aus ihrem zeitlichen Umfeld heraus zu verstehen. Sechs Kammerkonzerte solistisch und mit künstlerischen Partnern sowie ein Meisterkurs prägten die Präsenz von Kolja Lessing im diesjährigen Konzertangebot der Villa Esche.

Kolja Lessings weltweite Konzert- und Aufnahmetätigkeit sowohl als Geiger als auch als Pianist beinhaltet sowohl die Zusammenarbeit mit führenden Orchestern als auch verschiedenste kammermusikalische Projekte. In Anerkennung seines Engagements für verfemte Komponisten erhielt er 1999 den Johann-Wenzel-Stamitz-Sonderpreis, 2008 wurde er mit dem Deutschen Kritikerpreis für Musik ausgezeichnet. International ausgezeichnete CD-Produktionen dokumentieren seine stilistisch differenzierte Auseinandersetzung mit Repertoire des Barocks bis hin zur Moderne, das Standardwerke wie Raritäten gleichermaßen umfasst. Nach Professuren für Violine und Kammermusik an den Musikhochschulen Würzburg und Leipzig wirkt er seit dem Jahr 2000 in gleicher Funktion an der Musikhochschule Stuttgart.

Kolja Lessing:

„Einige Anmerkungen zu meiner musikalischen „Residenz” in der Villa Esche"

Es war im September 1989, als ich auf Einladung von GMD Worm erstmals nach Chemnitz kam, um mit der wunderbaren Robert-Schumann-Philharmonie zu konzertieren. Immer wieder führten mich dann in den nachfolgenden Jahren die unterschiedlichsten Programme in diese Stadt, deren damals z. T. noch verborgene Kulturgeschichte mich sofort faszinierte.

Nicht nur die Tatsache, dass mein verehrter Freund und Mentor Berthold Goldschmidt seinen ersten großen nationalen Erfolg beim Tonkünstlerfest Chemnitz 1926 errungen hatte und wir gemeinsam sein Comeback im Opernhaus Chemnitz 1994 mit einem Portrait-Konzert gestalten konnten, band mich aufs engste an Chemnitz gleichermaßen vehement ließ mich mein Enthusiasmus für das Universalgenie Henry van de Velde bereits Anfang der 1990er Jahre nach seinen Spuren in Chemnitz suchen. 1995 entstanden Fotodokumentationen der noch im Dornröschenschlaf dämmernden Villa Esche und Villa Körner.

Keine kühnste Vision hätte mich damals das Privileg eines „Artist in Residence” der Villa Esche träumen lassen - ein Privileg, das mich in diesem Jahr 2009 mit besonderer Freude und Dankbarkeit erfüllt. Ich empfinde es als einmalige Chance, in der Villa Esche, jenem wiedererstandenen Gesamtkunstwerk von zeitloser Schönheit und Originalität, 5 Kammermusikabende gestalten zu können, die ganz dem Geist van de Veldes und der neueren Musikgeschichte der Stadt Chemnitz verpflichtet sind.

Ausgehend von der Lektüre der grandiosen Lebenserinnerungen van de Veldes konzipierte ich zwei Programme im historischen Dialog zwischen van de Velde und Ysaÿe bzw. van de Velde und Busoni (18.9.) - in letzterem erklingt auch Musik von Busonis genialem Meisterschüler Wladimir Vogel, dem wir einen eindrücklichen Bericht über die Reise Busonis mit seinen Studenten zum Bauhausfest Weimar 1923 verdanken.
Aspekte der Raumwirkung und -inszenierung prägen das in zwei einander kontrastierenden Teilen angelegte Duo-Programm mit meinem exzellenten Stuttgarter Gitarristen-Kollegen Johannes Monno am 9. Mai.
Für das Abschlusskonzert meiner „Residenz” in der Villa Esche am 6. November konnte ich den phänomenalen kanadischen Pianisten Anton Kuerti gewinnen, der bereits vor Jahrzehnten in Chemnitz konzertierte und den ich nun mit seiner tänzerisch beschwingten, humorvollen Sonate für Violine solo auch als geistreichen Komponisten vorstellen werde.
KL 18.04.2009


www.kolja-lessing.de

zurück