
Der Gestalter Henry van de Velde
Bei seinen "Entwürfen für das Leben" ging er von der Idee eines Gesamtkunstwerkes aus, eine Vision, die Walter Gropius (1883 - 1969) insbesondere bei seinem Bauhaus-Konzept in Dessau konsequent wieder aufgriff.
Entwurf und Bau der Villa Esche in Chemnitz waren van de Veldes erstes architektonisches Auftragswerk in Deutschland. Die geradlinige und funktionale Gestaltung dokumentiert seine rationale Auffassung des Jugendstils. Der Entwurf van de Veldes umfasste alle Bereiche des Wohnumfeldes der Familie: von Fassade und Raumanordnung über Wandgestaltung, Wandbespannung, Türen, Fenster, Lampen und Teppiche, Mobiliar, Porzellan, Silber, Brieföffner und Reisedecke im Auto – bis hin zu Kleidern und Schmuck für die Dame des Hauses. Darüber hinaus bezog der Belgier den großzügig angelegten Garten funktionell und gestalterisch in das Gesamtkonzept des Hauses ein. Mit der Villa Esche entstand auf diese Weise und nahezu unbeeinflusst von Wünschen und Vorstellungen der Bauherren ein außergewöhnlich authentisches Zeugnis der Architekturauffassung Henry van de Veldes, das aufwändig und sensibel restauriert diese auch heute sehr anschaulich zu vermitteln vermag.
1957 verstarb van de Velde 94-jährig in Zürich. Kurz zuvor war ihm die Ehrensenatorenwürde der heutigen Bauhaus-Universität in Weimar verliehen worden.