Die Henry van de Velde Route in Chemnitz

Bauaufträge aus der Familie Esche und deren Umfeld

Mit ursprünglich vier Entwürfen des Künstlers gilt Chemnitz als ein Höhepunkt der Europäischen Henry van de Velde Route. Im nahe Crimmitschau gelegenen Lauterbach nahm Henry van de Velde im Auftrag Arnold Esches (ein Bruder Herbert Esches) die Umgestaltung einiger Räume des Landgutes der Familie Esche vor.

  • 1902/1903 Villa Esche

Nach einem ersten Auftrag zu Mobiliar betrauten Herbert und Hanni Esche den belgischen Künstler mit der Gestaltung eines Lebensraumes als Gesamtkunstwerk von Architektur, Interieur und Park. 1911 wurde das Haus auch nach Plänen van de Veldes noch einmal umgebaut.

 


  •   1908 Chemnitzer Lawn Tennis Club C. L. T. C.

Der Chemnitzer Unternehmer und Strumpffabrikant Fritz Eugen Esche, ein Bruder des Bauherrn der Villa Esche, beauftragte 1908 Henry van de Velde mit dem Bau eines Clubhaus für den Chemnitzer Lawn Tennis Club C. L. T. C. Dieser Club wurde bereits 1894 gegründet, 8 Jahre vor der Gründung des Deutschen Lawn Tennis Clubs, und war lange Zeit der einzige in Chemnitz. Herbert Esches Bruder Fritz gehörte zu den ersten Mitgliedern des Clubs und wirkte bis zu dessen Auflösung im Vorstand. Van de Velde gestaltete ein dreigeschossiges modernes und zweckmäßiges Gebäude mit allen benötigten Einrichtungen und einem langgestreckten Balkon zu den Spielfeldern hin. Der Entwurf umfasste weiterhin u. a. eine Bar, Garderoben, Lese- und Vorstandszimmer sowie Verwaltungsräume mit Möbeln, Leuchten und Teppichen.

Das bemerkenswerte Gebäude wurde in den 60er Jahren leider abgerissen. Einige Dokumente und Ausstattungsgegenstände sowie historische Aufnahmen des Weimarer Hoffotografen Louis Held zeugen in der Kabinettausstellung der Villa Esche vom ursprünglichen Erscheinungsbild des eleganten und modernen Clubhauses.

www.cltc.de


    •   Um 1908 Villa Quisisana

    Der Kommerzien- und Stadtrat Theodor Koerner senior (1855-1921), Inhaber der Tintenfabrik Beyer und Schwiegervater Herbert Esches, beauftragte Henry van de Velde um 1908 mit der Neugestaltung der Halle seiner im Neorenaissancestil gebauten Villa Quisisana. Dieser im Werk van de Veldes wenig bekannte Auftrag erfuhr in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg bis 1990 verschiedene bauliche Veränderungen. Im Rahmen der nach der Wende begonnenen Sanierung entstanden bis 1996 in der einstigen Fabrikantenvilla Büroräume und ein Restaurant. Die von van de Velde entworfene Halle wurde dabei restauriert und weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

    Beyerstraße 28 09113 Chemnitz Tel.: 0371 / 37 37 00 Besichtigung nach Vereinbarung


    •   1913/1914 Villa Koerner

    Hanni Esches Bruder, Dr. Theodor Koerner junior (1882-1958), ließ sich von Henry van de Velde schräg gegenüber seines Elternhauses eine eigene Villa bauen und ausstatten. Wie viele Aufträge, die der belgische Künstler in den letzten Jahren seiner Weimarer Karriere ausführte, entsprach die Villa Koerner stilistisch stärker dem Ideal des bürgerlich-repräsentativen Hauses, als seine ersten Villenbauten. Im Zweiten Weltkrieg zerstörte eine Brandbombe die zwei oberen Geschosse der Villa Koerner; von der Innenausstattung überlebten nur Bruchteile. Bis die Villa 1990 an die Erben Koerners zurückging, diente sie als Rechenzentrum der Maschinenfabrik Ermafa. 2001 wurde das Gebäude verkauft, die neuen Eigentümer stellten die Außenansicht wieder her und richteten im Inneren Büro- und Wohnräume ein. Der Grundriss van de Veldes blieb in den unteren Geschossen erhalten, die Einrichtung der Halle wurde nach historischen Fotografien rekonstruiert.

    Beyerstraße 25
    09113 Chemnitz
    Tel.: 0371 / 33 49-700 oder 0371 / 43 100-0
    Besichtigung nach Vereinbarung
    www.villa-koerner.com


    • 1900-1909 Herrensitz des Rittergutes Lauterbach

    Das Landgut der Familie Esche befand sich im nahe Crimmitschau gelegenen Lauterbach. Herbert Esches jüngster Bruder, Arnold Esche, ließ in dem 1884 im Neorenaissancestil erbauten Herrenhaus des Ritterguts Lauterbach von Henry van de Velde eine umfangreiche Umgestaltung des Interieurs vornehmen. So entstand 1907-09 eine moderne Einrichtung u. a. für das Herrenzimmer, das Speisezimmer, das Wohnzimmer sowie einige Schlafräume. Viele dieser Elemente, wie Stuckdecken, Holzpaneele, Leuchten etc. sind bis heute erhalten geblieben. Das Gebäude wird derzeit noch restauriert.

    084509 Neukirchen/OT Lauterbach
    claus@bueroplasz.de
    Tel.: 01520-9889076
    Gelegentlich Besichtigungen möglich
    www.schlosslauterbach.com


    Henry van de Velde - Chemnitz - PDF